Damit jeder ins Theater kann – Kulturpass Frankfurt –

Götz Wörner lebt gern in Frankfurt, das hat nicht zuletzt mit dem kulturellen Angebot zu tun. Das ist groß – groß ist allerdings auch die Zahl der Menschen, die sich den Eintritt in Theater, Kinos, in die Oper oder in ein Museum nicht leisten können.

“Man kann in dieser Stadt nicht verhungern”, sagt Wörner. Und meint das wörtlich. Im übertragenen Sinne könne man das allerdings schon: “Kulturell kann man verhungern.” Daran hat er nun ganz praktisch etwas verändert – und den Verein “Kulturpass” gegründet. Einen Kulturpass über den Verein beziehen können Hartz IV-Empfänger, Frankfurtpass-Inhaber, Asylbewerber, Obdachlose und Rentner, die nur von einer Grundsicherung leben. Sie erwerben die Karte für eine Schutzgebühr von einem Euro – und können damit für einen Preis von meist 50 Cent bis einem Euro ausgewählte Konzerte, Museen und Theater in Frankfurt besuchen.

Für die Idee hat Götz Wörner schon viel Lob eingeheimst, etwa den “panther”-Preis der taz, den die Berliner Tageszeitung an “Heldinnen und Helden des Alltags” vergibt. Jetzt kommt eine weitere Ehrung hinzu: “Kulturpass” ist zu einem “Ort im Land der Ideen” gekürt worden. Die Auszeichnung ist ein Projekt der Standortinitiative “Deutschland – Land der Ideen”, das in Kooperation mit der Deutschen Bank realisiert wird. Jedes Jahr kürt die Initiative 365 Orte – das können auch Einrichtungen oder Projekte sein – die sie für gesellschaftlich vorbildlich hält.

 

Informationen zum Kulturpass gibt esunter www.kulturpass.net, telefonisch unter 069/97761470 oder 9073696117 oder per Mail unter kulturfueralle@kulturpass.net

 

Am morgigen Sonntag, 10. Januar, nehmen Götz Wörner und seine Mitstreiter Bernd Deutscher und Majk Kupferberg, den Preis aus den Händen von Thomas Baumeister von der Deutschen Bank entgegen. “Der Kulturpass wird sehr gut angenommen”, berichtet der 50-Jährige. Rund 2000 Pässe habe der Verein bislang an Bedürftige ausgegeben. Auf die Idee kam er, als er einmal selbst in der Patsche saß. “Ich wollte ein Konzert in der Alten Oper besuchen, stand schon an der Kasse – und hatte nicht genug Geld dabei.” So gehe es wohl vielen, dachte er sich.

Fast 90.000 Menschen leben in Frankfurt am Existenzminimum, und damit sind auch Kinopreise und ermäßigte Eintritte oft unerschwinglich. Von Konzerten und Theaterbesuchen ganz zu schweigen. Zahlreiche Frankfurter Einrichtungen haben sich bereit erklärt, Menschen mit Kulturpass für sehr wenig Geld eine Eintrittskarte zu verkaufen. Darunter sind neben den meisten städtischen Museen etwa die Romanfabrik, der Mousonturm (für einzelne Veranstaltungen), die Reihe “Junge Konzerte” der Alten Oper, die Kabarettbühne “Die Schmiere”, das Galli-Theater, der Musikclub “Das Bett” und das Schauspiel Frankfurt.

Eine komplette Liste findet sich auf der Homepage des Vereins unter www. kulturpass.net. Dort finden sich auch die Bedingungen der Veranstalter – etwa Informationen darüber, wann und wie man eine verbilligte Karte vorbestellen muss.
(Von Anne Lemhöfer, FR-online.de, 8.2.2010)

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